mission estate: wo der wein nach neuseeland kam

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Die Mission Estate Winery ist das älteste Weingut Neuseelands, und praktischerweise liegt sie in Taradale, einem Vorort von Napier. Noch praktischer ist, dass wir kürzlich per Zufall Alex Roper, einen der beiden assistant winemakers (also der stellvertretenden Winzermeister) des Weinguts kennenlernten, der uns eine private Führung durch die Produktionsanlagen gab. Für mich als Pfälzer Gewächs war das besonders interessant, weil ich schon häufiger mal ein Weingut von innen gesehen habe (und ich meine damit nicht nur das Probierstübchen) und es mich interessierte, wie am anderen Ende der Welt denn der Wein so gemacht wird.

Ganz schön geschichtsträchtig

Mission Estate geht – der Name lässt es erahnen – auf französische Maristenpatres zurück, die 1838 in Neuseeland ankamen und 1851 zwischen Napier und Hastings eine Missionsstation gründeten. In der Folge begannen sie mit dem Weinbau, um ihren Bedarf an Mess- und Tafelwein zu decken. Nach wiederholten Überflutungen des Geländes und der Gebäude kauften sie Ende des 19. Jahrhunderts neues Land am heutigen Ort und zogen 1910 endgültig dorthin um. Die Gemeindetätigkeit blieb am alten Standort, während in Taradale die Weinproduktion und das Priesterseminar betrieben wurden. Entsprechend sieht die Mission auch gar nicht so sehr nach Weingut aus – zumindest im und um das historische Gebäude, wo die Weinproben stattfinden und ein Restaurant mit viel Platz zum Draußensitzen einlädt.

Gartenrestaurant der Mission, im Hintergrund die ehemalige Kapelle

Gartenrestaurant der Mission, im Hintergrund die ehemalige Kapelle

Ganz schön modern

Diese Presse hat den langen Weg von Bad Dürkheim/Pfalz nach Taradale/NZ hinter sich

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Doch im Produktionsbereich ist von der geistlichen Historie nichts zu spüren – außer, dass wir erfuhren, dass der chief winemaker sein Handwerk noch von den Patres gelernt hat. Und wenig überraschend funktioniert die Weinherstellung im Prinzip genauso wie zuhause – zum Teil sogar mit heimischen Maschinen (siehe Bild). Nur dass die Weinlese hier natürlich nicht im September, sondern etwa Mitte März beginnt. Mission Estate verarbeitet rund 1.000 Tonnen Trauben pro Saison, woraus rund 750.000 bis 800.000 Liter Wein entstehen. Der Schwerpunkt liegt auf Rotwein (Syrah, Merlot, Pinot Noir u. a.), aber auch Weißweine wie Sauvignon Blanc, Chardonnay oder Pinot Gris werden gemacht. Sogar ein bisschen Gewürztraminer (mit ue) und Riesling sind im Angebot. Auch hier werden die meisten Trauben mit dem Vollernter gelesen, nur die Spitzenweine von Hand.

Syrah vom Fass

Junger Syrah direkt vom Fass

Junger Syrah direkt vom Fass

Nach viel Stahl in Form von riesigen Tanks sahen wir dann doch noch Holz, denn wir durften ins Allerheiligste, wo die Holzfässer gelagert werden. Hier gab es jungen Syrah direkt vom Fass in verschiedenen Reifegraden zu probieren. Beim Probierwein kamen wir ins Plaudern und wollten wissen, wie viel Handwerk angesichts der vielen Maschinen in der Weinmacherei steckt. Wir lernten: Der Job des Winzermeisters erfordert – neben den Fachkenntnissen über Gärungs- und Reifungsprozesse – viel Planungsgeschick, um die richtigen Traubenmengen in den Fässern einzusetzen. Es ist vieles automatisiert, aber Alex sagte entschieden: „there is a real human aspect to make real good wines“ – hier kommen jahrelange Erfahrung und das gute Händchen bzw. Näschen für Aromen zum Tragen, um Spitzenweine zu schaffen.

 

Hier gibt es eine schöne Übersicht zu den neuseeländischen Weinanbaugebieten.

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