die sache mit dem art decó

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Napier nennt sich vollmundig „Art Deco Capital“ – denn neben Miami Beach beansprucht die Stadt die meisten Bauten im Art-decó-Stil und verwandten Strömungen weltweit für sich. Und das kam so: 1931 wurde Napier durch ein schweres Erdbeben und nachfolgende Brände fast völlig zerstört. Und obwohl man sich mitten in der Weltwirtschaftskrise befand, beschlossen die Stadtväter recht bald, die Stadt konsequent im Art-decó-Stil wiederaufzubauen. Ein Vorbild war das kalifornische Santa Barbara, das wenige Jahre zuvor nach einem verheerenden Erdbeben im Spanish-Mission-Stil wiederaufgebaut wurde. Dieser wurde auch in Napier mit Art-decó und anderen Elementen vermischt.

Dadurch entstand ein recht homogener und nebenbei sehr hübscher Stadtkern, der noch dazu viele schlaue Details enthält, die man im Zuge des Wiederaufbaus umsetzte. So wurden Strom- und Telefonleitungen unterirdisch verlegt – in den 1930ern ziemlich fortschrittlich. Häuserecken wurden abgeschrägt, damit man beim Um-die-Ecke-Biegen nicht so leicht mit anderen Passanten zusammenstieß. Auch für den aufkommenden Autoverkehr brachte das mehr Übersichtlichkeit. Sehr schön kann man das am Firmensitz von Sainsbury, Logan & Williams sehen:

Aus nachvollziehbaren Gründen wurde beim Wiederaufbau auf Erdbebensicherheit geachtet und man plante Zuliefergassen (service lanes) ein, um die Belieferung der Innenstadtgeschäfte zu erleichtern. Die Straßen, die wegen Platzmangels zuvor sehr eng waren, wurden verbreitert. Platz gab es jetzt mehr, denn das Land hatte sich durch die tektonischen Verwerfungen beim Erdbeben bis zu zwei Meter (in der Nähe des Epizentrums nördlich von Napier sogar noch stärker) angehoben. Die Lagune bei Ahuriri im Norden trocknete aus und auch im Süden gab es neues Land, sodass die Stadt sich vergrößern konnte.

Das Erdbeben war eine furchtbare Tragödie, die viele Todesopfer forderte. Aber was Napier in unbändigem Aufbau- und Fortschrittswillen daraus gemacht hat – darauf ist man in der Stadt sehr stolz. Kaum ein Gespräch, in dem nicht die Floskel „before the quake“ oder „since the quake“ fällt. Und dieser Stolz gipfelt alljährlich im Art Deco Weekend, über das ich im nächsten Beitrag berichten werde.

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