home on the hill

1

Bald müssen wir es verlassen, unser schönes temporäres Heim auf dem Hügel. Grund genug, ihm hier schnell noch ein virtuelles Denkmal zu setzen. Wir haben wieder mal mit allem unglaubliches Glück gehabt. Das Haus ist in Wirklichkeit noch schöner als auf den Fotos, die wir vorab sahen. Das ist ja sonst bei Ferienhäusern eher umgekehrt. Es liegt auf halber Höhe des Bluff Hill, in Sicht- und Hörweite des Ozeans. Man erreicht es vom Ende einer Sackgasse, indem man dann noch einen recht steilen Fußweg etwa 100 Meter hochsteigt. Mit Einkäufen zuweilen eine Herausforderung, aber enorm fitnessfördernd.

Das Haus wurde 1936, also nach dem großen Erdbeben, aus Holz gebaut und ruht zum Teil auf Pfählen. Es gehörte ursprünglich zu einem Ensemble aus drei Häusern: Das oberhalb liegende gehörte den Großeltern und das unterhalb liegende den Eltern der ersten Besitzerin „unseres“ Hauses – die Eltern ließen letzteres bauen, als die Tochter heiratete. Keine schlechte Mitgift! Die drei Häuser lagen auf dem selben Grundstück und waren durch gemauerte Wege und Treppen miteinander verbunden. Heute gehören sie unterschiedlichen Besitzern und die Grundstücke sind getrennt, aber die alten Wege gibt es noch. Auf dem folgenden Bild sieht man die drei Häuser: Das obere ist das der Großeltern, das rechts hinter den Bäumen ist unser zeitweises Heim und links sieht man das der Eltern.

Unsere Landlady kaufte das Haus direkt von der Tochter und veränderte nicht viel daran, sodass es fast noch im Originalzustand ist. Das zeigt sich an vielen hübschen Details, wie zum Beispiel Ornamenten in der Eingangstür, bunten Oberlichtern an den Fenstern und interessanten Fensterverschlüssen zum Ausklappen.

Es war uns in diesem heißen Sommer ein kühles, angenehmes Heim. Allerdings musste man die Öfen anwerfen, sobald es draußen unter 15 Grad hatte (und das passierte nachts häufig), weil es eben so schön schattig liegt. Ursprünglich wurde es über einen zentralen Kamin beheizt, der zwei Zimmer versorgte. Später wurde der eine Kaminausgang durch einen Kohleofen ersetzt. Heute gibt es Gasöfen in den ehemaligen Kaminzimmern und im Flur, mit denen man das ganze Haus schnell schön warm bekommt. In allen anderen Räumen stehen Stromfresser elektrische Heizer, die man vermutlich im Winter braucht. Und die Heizdecken in den Betten lassen vermuten, dass es auch im milden Hawkes-Bay-Winter recht schattig in der Bude werden kann …

Es hat auch einen wunderschönen Garten, den wir interessanterweise überhaupt nicht nutzten – nur letzten Sonntag zum Ostereier-Verstecken. Natürlich verbrachten wir viel Zeit auf der Terrasse und nahmen dort fast alle Mahlzeiten ein. Aber den Garten brauchten wir – offenbar aus Gewohnheit, da wir zuhause ja auch gartenlos sind – überhaupt nicht. Außer zum Anschauen und zum Belauschen der Vogelstimmen. Jeden Morgen entzückte uns ein Bellbird mit seinem Gesang.

Die Nachbarschaft hier ist prima, wir wurden mehrmals zu Barbecues oder Feten eingeladen, alles sehr offen und locker, viele Musiker und Künstler. Wir hatten zuvor befürchtet, auf dem Hügel drohe ein etwas arriviertes Umfeld, aber das war zum Glück überhaupt nicht der Fall. Das Foto unten zeigt den Bluff Hill vom Strand aus gesehen. Geht man vom „Buckel“ oberhalb des Ozeans ein Stück nach links, liegt dort das Haus, das uns die 10 Wochen hier sehr heimelig machte.

The following two tabs change content below.
Texterin, Redakteurin, Kolumnenschreiberin und Rumreiserin.
Share.

About Author

Texterin, Redakteurin, Kolumnenschreiberin und Rumreiserin.